Lied von der Sage

Eingesperrt ins trauernd Herz lebt Wessel von der Loh. Der Tod der Frau macht ihm noch Schmerz, nur die Tochter macht ihn froh. Es naht heran ein guter Freund, im  Bund mit Waffentreue. Er ließ ihn ein, und unversaeumt  oeffnet er des Herzens Taeue. Im Truge eines Zaubers Bann, seine Frau einst war ihm fortgerannt. Die Waghalsbrueck’ rann sie hinan. Tot fand man sie am Emscherstrand.

Ob seine Tochter fuercht’ er sich, dass dieses Teufels arger Fluch, nicht auch die Tochter fuerchterlich einst werfe man ins Leichentuch. Mein guter Freund, riet da der Mann, ein Spross vom Hause Galen. Es ist gefeit von jedem Bann die sich dem Brautstand anempfahlen. So binde denn Dein Toechterlein mit meinen beiden Soehnen. Mit fuenfzehn Jahrn mag sie allein den Braetgam sich erwaehlen. Die Jahre gingen in das Land, die Kinder wurden groß. Es musste waehlen das Jolanth – zwischen Johann, stark und groß.

Und Dieterich, der eher duerr und schmaechtiger Figur. Der Vater war bei Johann dafuer, doch Jolantes Natur. Sie folgte wohl des Vaters Willen und gab sich brav dem Johann hin. Doch um des Herzen Blut zu stillen, sich in des Dietrichs Arm sie hing. O, wie ist ihr Schand’ und Schmach um ihres Herzens Sehnen, dass sie des Vaters Willen brach. Auf der Bruecke will sie´s suehnen. Bei Nacht sie zu der Bruecke eilt, ihr wildes Herz zu pruefen. Ein altes Weib dicht nahe weilt, sah sie der Burg entschluepfen. Groß war die Angst, und riesengroß die Sorge allenthalben. Es zog der ganze Staat vom Schloß Jolante aufzuhalten. Dem Dietrich war sein Herz entbrannt von Jolantes zartem Bild. In Eile er zur Bruecke rannt, in Haenden Schwert und Schild.

Als man den maecht’gen Dietrich sah - Jolante nachzuhetzen, sehr groß die Angst bei allen war, in Galen’s Blick Entsetzten. Nach Wilder Jagd kam er sodann, nach vielen schweren Muehen, an einer ries’gen  Hecke an, sah viele Rosen bluehen. Dahinter sah er eine Burg allein verlassen liegen. War dies der Ursprung von dem Trug? Er wollte ihn bezwingen! In eines hohen Saale Glanz, mit Lichtern und mit Fahnen, ein Ritter drehte sich im Tanz mit tausend jungen Damen.

Dittrich blickte hier und schaute dort Jolante zu entdecken. Sie bliebt jedoch noch immer fort, so sehr er kroch in Ecken. Dietrich nahm das Schloß sich vor mit seinen vielen Klappen. So kam er schließlich an ein Tor, davor zwei riesge Knappen. Die Liebe gab ihm Huenenkraft als er das Tor entdeckte. Einem Waechter schnell die Wunde klafft - den andern er verschreckte. Im tiefen Schlummer lag sie da, die liebliche Jolante. Wie wonniglich dem Dietrich war, sein Herz erneut entbrannte.

Er nahm Jolante auf den Arm sie eilig heim zu tragen. Der boese Ritter dies vernahm, ein Voeglein wollt noch warnen. Der Ritter traf sie auf dem Gang in wilder Schaumes Wut. Dem Dietrich, dem war gar nicht  bang - Jolante war sein Mut. In der beiden wilden Streit, die Schwerter nur so stoben. Der Ritter ach, er kam nicht weit. Der Kampf war schnell verloren.

Es knirscht der Stein, es wankt die Wand, der Zauber ist verblichen. Nur durch des Voegleins helfend Hand das Paar konnt’ noch entwischen. Es schien die Sonn, es glänzt der Mai, es bluehen tausend Blumen. Die Voeglein sind mit Sang dabei. Es herzten sich die Buhlen. Als Dietrich von Jolante kam, war Jubel aller Orten. Voll Glueck man auf die Kunde nahm, es fehlte fast an Worten. Dietrich zu seinem Bruder sprach, und gab dabei die Schoene - obwohl es ihm das Herz fast brach: "Ich wuensch’ Euch viele Soehne."

Der Bruder vom Edelmut geruehrt bis in das Mark, von uns warst du so stark. Hast sie befreit aus boeser Hand, und nun haltet frohe Hochzeit. Und froh es scholl im ganzen Land: "Wir sind vom Fluch befreit!" In Johanns Brust sich Freude mischt mit tiefen ernsten Leide. Dem Paar er alles Gute wuenscht, als Moench sucht er jetzt Friede.

So erzaehlt man sich in Vonderns Land - nah der Stadt Oberhausen. Von Lieb’ und ihrer starken Hand und von des Johanns Klausen.